YACHT-Redaktion
· 30.01.2023
Außenbordmotoren stehen bei Dieben hoch im Kurs. Als Schutz bekommt man im Zubehörhandel sogenannte Außenborder-Schlösser. Doch bieten sie auch die Sicherheit, die die Hersteller versprechen?
Es ist formschön, es ist sicher, es ist clever konstruiert. Und so wäre das Schloss für Außenbordmotoren von Steady nach dem YACHT-Test eigentlich eine uneingeschränkte Empfehlung wert – wenn sich da nicht schon nach zwei Monaten Einsatz auf der nicht besonders salzhaltigen Ostsee überraschend starke Korrosionsspuren gezeigt hätten.
Aus dem Schließzylinder ebenso wie aus der Edelstahlhülse, welche die Fixierungs– knebel des Außenborders umfasst, rann eine unansehnliche Rostbrühe, die auch das GFK des Spiegels verunzierte. Die Innenseite der Hülse war großflächig in Mitleidenschaft gezogen. Das eigentliche Problem aber lag woanders.
Um die Knebel, mit denen der Motor an seiner Halterung festgezogen wird, klapperfrei zu sichern, wird zunächst ein zirka zwei Millimeter starkes Blech über diese geschoben. Das ist mit einer dicken Kunststoffschicht überzogen, was als Korrosionsschutz dienen soll. Das Blech aber besteht aus einfachem Eisen, nicht wie der Rest des Schlosses aus Edelstahl.
Weil die Niro-Hülse an den gefrästen Schlitzen scharfkantige Grate aufweist und auch im Inneren unbearbeitet, also sehr rau ist, kann es über die Zeit leicht zu Verletzungen am Kunststoffmantel des Sicherungsblechs kommen – wie bei unserem Langzeittest. Zwar kompromittiert das nicht unmittelbar den Diebstahlschutz, sorgt aber für unschöne Rostspuren. Ein Materialwechsel beim Einschubblech von Eisen auf Edelstahl würde das Steady zu einem der besten Schlösser am Markt machen. Preis für das Modell bis zu 10 PS: um 100 Euro.
Unsere Kollegen von BOOTE haben acht andere Motoren-Schlösser vor Kurzem einem großen Praxistest unterzogen. Dabei stellte sich die Frage, ob teuer auch gleich gut ist? Um der Sache auf den Grund zu gehen, ließen sie Schlösser von Stazo, einer SVB-Eigenmarke, Osculati, Atlantis, Yctze, Trem und Fulton gegeneinander antreten. Das günstigste Schloss kostet um die 21 Euro, das teuerste liegt bei rund 123 Euro. Alle Testschlösser werden über die Knebelschrauben geschoben. Das Stazo-Smartlock-Quick-Link ist das Einzige, welches nur eine Knebelschraube verdeckt.
Da es keine vorgeschriebenen Testkriterien für Außenborder-Schlösser gibt, entschieden die Kollegen, eine Zeit-Obergrenze fürs Aufbrechen der Schlösser festzulegen. Stehen einem Dieb unbegrenzte Zeit- und Werkzeug-Ressourcen zur Verfügung, ist jedes Schloss von Profis zu knacken. Daher legten sie für diesen Test zusätzlich eine Werkzeuggrenze fest. Neben den drei Minuten Zeit standen unserem „Testdieb“, einem ehemaligen Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes, zunächst nur normale manuelle Werkzeuge, die man in jeder Hobbywerkstatt findet, zur Verfügung.
Da der Geräuschpegel elektrischer Werkzeuge wie Akku-Flex oder -Stichsäge sehr hoch ist, waren diese ausgeschlossen. Wer nachts im Hafen mit einer Akku-Flex ein Schloss zersägt, zieht automatisch Aufmerksamkeit auf sich und wird mit recht hoher Wahrscheinlichkeit erwischt.
Also muss es mit einfachen Hilfsmitteln und leise zu öffnen sein. Um Schlösser zu öffnen, verwenden viele Diebe sogenannte Pick-Sets. Sie sind für jedermann im Internet zu bekommen, und mit etwas Geschick und Übung bekommt man laut dem „Testdieb“ viele einfache Schlösser damit auf. Die Arbeitsmethoden, mit denen den Schlössern zu Leibe gerückt wurde, werden wir hier weder im Detail beschreiben noch zeigen, um angehenden Langfingern keine Nachhilfe zu geben. In den Testtabellen geben wir nur an, ob und in welcher Zeit die Schlösser geöffnet werden konnten. Dabei unterschieden wir zwei Kategorien: erstens den Einsatz herkömmlichen Werkzeugs und zweitens den von Spezialwerkzeugen wie beispielsweise dem bereits genannten Pick-Set.
Den Anfang machten die Schlösser von Stazo. Sie sind bei den namhaften Zubehörhändlern A. W. Niemeyer und bei SVB in Bremen zu bekommen. Beide Schlösser waren mit 1380 g beziehungsweise 1880 g die schwersten in unserem Test und machten auf unsere Tester auch den wertigsten Eindruck. Das spiegelt jedoch auch der Preis wider. Beide Schlösser kosten je um die 120 Euro. Sie bestehen aus Edelstahl, verfügen beide über zwei Schlüssel und eine Key-Card, um einen Schlüssel bei Verlust leicht nachbestellen zu können. In unserem Test war ein Aufbrechen der Stazo-Schlösser ohne Spezialwerkzeug nicht möglich. Selbst nach der maximal vorgeschriebenen Zeit von drei Minuten haben wir keines der beiden Schlösser öffnen können, ohne den Motor oder das Bootsheck massiv zu beschädigen.
Das Stazo-Smartlock-Quick-Link ist das Einzige der getesteten Schlösser, das nicht über beide Knebelschrauben geschoben wird. Es wird zwischen dem Spiegel und der Knebelschraube montiert, also lässt sich nur eine Knebelschraube sichern. Die Montage ist etwas komplizierter als bei den einfachen Schlössern, hinzu kommt, dass dem Schloss keine Montageanleitung beiliegt. Diese ist nur im Internet zu finden; in unseren Augen ein Manko. Die Knebelschraube muss senkrecht nach unten zeigen, ein hundertprozentiges Festziehen der Schraube wird dadurch erschwert. Positiv zu erwähnen ist, dass das Schloss gut gefertigt ist und somit bei Motorvibrationen keine Geräusche entwickelt.
Die Montage ist bei allen anderen getesteten Schlössern gleich. Sie werden über die Knebelschrauben geschoben und mit einem Schloss gesichert. Bei den Aufbrechversuchen schnitt das Schloss von Trem am schlechtesten ab. Die Aufbrechzeit lag ohne Spezialwerkzeug bei gerade einmal zwei Sekunden. Kaum besser war das von Osculati mit einer Aufbrechzeit von unter zehn Sekunden. Beide waren durch einfache Hilfsmittel und ohne körperliche Anstrengung zu öffnen.
Deutlich mehr Schwierigkeiten hatten wir neben den beiden Stazo-Schlössern nur mit dem Außenborder-Schloss von Vinz. Es machte einen wertigen Eindruck und war in unserem Test ebenfalls nicht innerhalb der vorgegebenen Zeit zu öffnen.
In puncto Vibrationen während der Fahrt haben nur das Stazo-Smartlock und das Outboard Engine Lock von SVB gut abgeschnitten. Alle übrigen Schlösser können durch Motorvibrationen, die insbesondere an Zweitaktmotoren häufig auftreten, ein lautes und unangenehmes Klappern oder Scheppern erzeugen, das auf längeren Touren nervtötend ist.
Unsere Testschlösser unterschieden sich neben der Sicherheit, die sie bieten, in erster Linie in Montage und Preis. Wer Wert auf die einfache Montage und einen angemessenen Preis legt, ist mit dem Vinz-Atlantis bestens versorgt. Die Montage ist einfach, und eine Anleitung liegt bei. Das Schloss konnte in unserem Test weder durch einfache Hilfsmittel oder Spezialwerkzeug noch durch rohe Gewalt geöffnet werden. Zum Zeitpunkt unseres Tests kostete es 89,99 Euro bei Amazon. Versand und das Bestellen waren einfach und unkompliziert. Die Lieferzeit war ebenso schnell.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte und gern etwas mehr Geld ausgibt, dem würden wir das Stazo-Smartlock-Quick-Link empfehlen. Es ist mindestens ebenso sicher wie das Vinz-Atlantis-Outboard-Schloss, vibriert aber aufgrund seiner Bauart während der Fahrt nicht. Außerdem ist es möglich, ein extra Sicherheitskabel anzuschließen, an diesem kann man einen weiteren Außenborder sichern oder das Boot am Steg anschließen. Es ist mit 122,95 Euro bei AWN oder SVB das teuerste in unserem Testfeld. Dadurch, dass es kaum bis keine Vibrationen zulässt und sicher gegenüber Spezialwerkzeug und normalen Hilfsmitteln ist, ist es aber auch das beste Schloss in unserem Test.
Das Fazit unseres Tests lautet: Teurer ist besser – auch bei Schlössern für Außenborder. Alle preiswerten Testschlösser hatten mehr oder weniger Mängel, entweder in der Handhabung, in der Verarbeitung oder aber bei der Sicherheit.