Kristina Müller
· 31.01.2023
Eine Welle im Southern Ocean warf die Biscay 36 von Simon Curwen Ende vergangener Woche beim Golden Globe Race flach aufs Wasser, sodass seine Ausrüstung schwer beschädigt wurde. Unter anderem die Sprayhood sowie – viel schlimmer – die Windsteueranlage des Einhandseglers nahmen bei dem Knockdown erheblichen Schaden
Nun wurde bekannt, dass der britische Segler, der das Rennen seit dem Start in Les Sables-d’Olonne im September anführte, einen Hafen für Reparaturen anlaufen will. Er wird damit aus der Wertung des Golden Globe Race ausscheiden. Allerdings kann er die Weltumsegelung danach noch in der Chichester-Klasse fortsetzen. In ihr werden diejenigen Skipper gewertet, die es nicht nonstop um den Globus schaffen.
Das Malheur passierte gut 1.200 Seemeilen nordwestlich von Kap Hoorn: Nach Angaben der Wettfahrtleitung des Golden Globe Race meldete sich Simon Curwen am 27. Januar um 18.15 Uhr UTC, um den Totalausfall seiner Hydrovane-Windsteueranlage mitzuteilen. Ein Tiefdruckgebiet mit 40 Knoten Wind und sechs Meter hohen Wellen hatte seine Yacht zum Kentern gebracht. Dabei brach offenbar ein Teil am Schaft seiner Windsteueranlage, für das sich kein Ersatz an Bord befindet. Curwen blieb also nichts anderes übrig, als sich zu entscheiden: provisorisch flicken und die verbleibenden rund 8.000 Seemeilen von Hand steuern – oder aufgeben.
Der Entschluss, nun einen südamerikanischen Hafen anzulaufen und damit die Führung im Feld aufzugeben, wird ihm nicht leicht gefallen sein. Zwar waren ihm seine Verfolger Kirsten Neuschäfer und Abhilash Tomy beim obligatorischen Medienstopp in Hobart auf Tasmanien sehr nah gekommen. Doch auf dem folgenden langen Schlag quer über den südlichen Pazifik hatte Curwen wieder einen komfortablen Vorsprung von rund tausend Seemeilen auf Kirsten Neuschäfer rausgesegelt.
Die Südafrikanerin und ihre „Minnehaha“ würden damit die Führung im Feld übernehmen, sich jedoch weiterhin ein spannendes Rennen mit ihrem indischen Kontrahenten Tomy liefern, der keine hundert Seemeilen hinter ihr segelt. Beide befinden sich aktuell noch oberhalb der Sperrzone von 47 Grad südlicher Breite im Südpazifik, können aber bald tiefer in Richtung Kap Hoorn abtauchen.
Bisher hatten die Segler des Golden Globe Race statt mit schwerem Wetter im Südmeer vielmehr mit anderen Problemen zu kämpfen. Sie berichten etwa von Wasserknappheit an Bord der Boote. Und wie schon bei der Nonstop-Regatta vor vier Jahren bremst heftiger Bewuchs der Rümpfe mit Entenmuscheln viele von ihnen stark aus. Jeremy Bagshaw nutzte daher den Zwischenstopp in Hobart, um den Rumpf zu reinigen. Er segelt nun ebenfalls im Chichester-Klassement Richtung Kap Hoorn.
Guy Waites, Schlusslicht im Feld, hat schon in Kapstadt sein Boot aus dem Wasser geholt, um den Rumpf von Bewuchs zu befreien. Als er dort kurz vor Weihnachten wieder aufbrach, war klar, dass es enorm schwierig bis unmöglich für den britischen Skipper auf seiner Tradewind 35 werden würde, Hobart noch im Rahmen der zeitlichen Vorgaben zu erreichen: Denn wer es als Chichester-Segler nicht bis zum 31. Januar 2023 schafft, Hobart zu erreichen, wird komplett aus dem Rennen genommen. Er oder sie kann den Heimweg auf eigene Faust antreten – oder abbrechen.
Waites segelt aktuell südlich von Australien und bräuchte noch gut eine Woche bis Hobart. Nach Auskunft der Golden-Globe-Rennleitung wird er aus dem Rennen und dem Race-Tracker entfernt, sobald er den Breitengrad von Hobart passiert. Die Regelung soll verhindern, dass die Segler zur falschen Jahreszeit in die Herbststürme der südlichen Breiten geraten. Doch wie der Knockdown von Simon Curwens „Clara“ zeigt, ist auch das keine Garantie dafür, den unwirtlichen Bedingungen auf dem Weg nach Kap Hoorn zu entgehen.