Kristina Müller
· 20.12.2022
Boot gekauft und Leinen los? Das wäre perfekt. Doch vor den ersten Meilen muss so einiges organisiert werden – von den Schiffspapieren bis zum Liegeplatz. Eine Anleitung
Es ist so weit: Der Kaufvertrag ist unterschrieben, das Boot bezahlt, die Schlüssel sind übergeben – endlich Eigner!
Aber wie geht es nun weiter? Vor allem diejenigen, die zum ersten Mal ein Gebrauchtboot erworben haben, sehen sich häufig mit einem ganzen Bündel an Fragen konfrontiert. Und auch Segler, die von einem kleineren auf ein größeres Boot umsteigen – oder andersherum –, haben nun einiges zu organisieren.
Dazu gehört etwa, eine Versicherung abzuschließen, einen geeigneten Liegeplatz und ein Winterlager zu finden oder einfach das neue Boot systematisch kennenzulernen. Wie das gelingt und was noch vor dem ersten Törn so alles beachtet werden sollte, erklären wir Schritt für Schritt.
Zugegeben, es ist lästig. Doch wie beim Autokauf fällt auch beim Bootserwerb zu Beginn etwas Papierkram an. Während der Autokäufer einen Garagenstellplatz mietet oder einen Anwohnerparkausweis beantragt, ist die Suche nach dem perfekten Sommer- und Winterliegeplatz mitunter etwas langwieriger. Glück hat, wer ihn einfach vom Vorbesitzer übernehmen kann und will. Dann entfällt die Suche, das spart Zeit und Nerven. Wichtig ist in dem Fall, mit dem Voreigner zu vereinbaren – am besten schriftlich –, bis wann der Platz von diesem noch bezahlt wird und ab wann der Käufer übernimmt.
Wird der Liegeplatz nicht übernommen und gibt es auch noch keinen, etwa vom eigenen vorherigen Boot, heißt es, rechtzeitig auf die Suche zu gehen. Viele Marinas an der Nord- und Ostseeküste haben lange Wartelisten, in Vereinshäfen sieht es oft ähnlich aus. Wer sich erst auf den letzten Drücker kurz vor Saisonbeginn meldet, bekommt womöglich keinen Platz mehr im Wunschrevier. Gleiches gilt für das Winterlager.
Mit dem künftigen Revier geht die Frage nach einer unter Umständen erforderlichen Bootsregistrierung einher. Für den Bodensee etwa muss ein spezielles Kennzeichen beantragt werden, ebenso für Binnenschifffahrtstraßen, wie die Gewässer rund um Berlin. Es kann bei den Wasser- und Schifffahrtsämtern, dem Deutschen Segler-Verband (DSV), dem Deutschen Motoryachtverband (DMYV) oder dem ADAC beantragt werden und ist am Rumpf anzubringen.
Um eine Haftpflicht- und Kaskoversicherung für das Boot sollte man sich zeitnah nach dem Kauf kümmern.
oder
Hat das neue Boot ein UKW-Funkgerät, eine Epirb oder AIS, müssen diese Geräte bei der Bundesnetzagentur auf den neuen Eigner umgemeldet werden.
Wer mit dem Kauf Skipper eines Bootes mit UKW-Funkanlage wird, braucht zudem das beschränkt gültige Funkbetriebszeugnis, das SRC. Lehrgänge bieten die meisten Segelschulen an, Prüfungen die Prüfungsausschüsse des DSV und DMYV.
Für alle, die künftig weitere Törns auch ins Ausland planen, gehört ein offizieller Eigentumsnachweis in die Mappe mit den Bootspapieren. Beim DSV oder DMYV kann zu diesem Zweck der Internationale Bootsschein beantragt werden. Schiffe über 15 Meter Rumpflänge müssen beim Amtsgericht ins Seeschiffsregister eingetragen werden. Sie erhalten ein Schiffszertifikat, das ebenfalls als Eigentumsnachweis gilt.
Normalerweise hat man sich darüber zwar schon bei der Besichtigung des Bootes vor dem Kauf über die Ausrüstung schlau gemacht, oftmals erfolgt diese Besichtigung jedoch unter Zeitdruck, man ist aufgeregt, es stürmt zu vieles gleichzeitig auf den Käufer ein. Deshalb sollte man sich spätestens jetzt Zeit dafür nehmen.
Ein gründlicher Blick in eventuell mitgekaufte Unterlagen hilft auch beim nächsten Schritt: sich einen Überblick über das neue Boot und die Technik an Bord zu verschaffen, und zwar noch vor der ersten Fahrt. Am besten lässt man sich vom Vorbesitzer alles an Dokumenten mitgeben, was vorhanden ist – Rechnungen, Handbücher oder Listen darüber, wann er welches Teil zuletzt gewartet hat und was demnächst wieder ansteht.
Existiert eine solche Dokumentation nicht, ist es sinnvoll, den Voreigner oder Händler zumindest zu fragen, in welchen Intervallen welche Teile und Ausrüstungsgegenstände gewartet und eventuell ersetzt wurden. Mit der eigenen Dokumentation fängt man am besten direkt nach dem Kauf an. Erstellt man zudem eine Art Bordhandbuch mit Fotos und Anleitungen, in dem alle wichtigen Systeme erklärt werden – sei es für die Stammcrew zum Nachschlagen oder für gelegentliche Mitsegler –, setzt man sich automatisch intensiv mit dem Boot auseinander. Und so simpel es klingen mag: Vor allem beim ersten gründlichen Saubermachen wird man Ecken entdecken, die bei der Besichtigung nicht aufgefallen sind.
Wenn zum Verkäufer ein guter Kontakt besteht, lohnt es sich zu fragen, ob er beim ersten Maststellen oder -legen und vielleicht sogar beim ersten Schlag oder der Überführung dabei sein kann. Dann können offene Fragen beantwortet und alles an Bord noch einmal durchgesprochen werden. Vielleicht freut es den Verkäufer sogar, sein altes Schiff auf diese Weise zu verabschieden.
Gebrauchtboote werden oft „mit Pött un Pann“ verkauft. In der Praxis heißt das nicht selten: Backskisten und Bilgenstauräume sind bis zum Bersten gefüllt, und in den Schapps liegen noch Tütensuppen vom Törn vor zehn Jahren. Aber auch viele nützliche, wenn auch vielleicht etwas veraltete Ausrüstung findet sich mitunter an Bord.
Eine gründliche Inventur, die am besten gleich mit der großen Rein-Schiff-Aktion einhergeht, bietet sich in jedem Fall an. Gibt es kein akkurat ausgefülltes Übergabeprotokoll, macht es dann durchaus Spaß zu entdecken, welche Schätze man mit dem Boot so alles erworben hat.
Langfristig wird man das eigene Schiff ohnehin nach den eigenen Vorstellungen ausrüsten. Aber vieles von dem, was für die ersten Testschläge oder die Überführung benötigt wird, ist sicher schon vorhanden und sollte bleiben. Die Checkliste unten hilft zu überprüfen, ob eine sinnvolle Minimalausrüstung an Bord ist.
Ist alles organisiert, das Boot seeklar und die Ausrüstung an das jeweilige Revier angepasst, steht einer Überführung zum neuen Liegeplatz auf eigenem Kiel nichts im Weg. Wer unsicher ist, kann sich mit einem Profi-Skipper Hilfe an Bord holen oder das Boot komplett überführen lassen. Allerdings reißt das gleich zu Beginn ein beachtliches Loch in die Bordkasse.
Eine Alternative zum Seeweg ist der Straßentransport per Lkw, zum Beispiel, wenn das Boot vom Mittelmeer an Nord- oder Ostsee geholt werden soll oder umgekehrt. Die Überführung mit einer auf Yachttransporte spezialisierten Spedition geht wesentlich schneller und beansprucht das Schiff weniger als etwa die Route über die Biskaya. Allerdings muss man auch hierfür gleich mehrere Tausend Euro veranschlagen.
Der Transport auf einem Frachtschiff ist eine weitere Option, etwa wenn das Schiff in Übersee gekauft wurde. Sich rechtzeitig zu informieren und Vergleichspreise einzuholen lohnt sich bei dieser Überführungsvariante ganz besonders.
Wenig Kopfzerbrechen um die Fahrt zum neuen Heimathafen muss sich machen, wer ein Boot mit Trailer erworben hat. Hier gilt es, die Straßentauglichkeit und den Termin der nächsten Hauptuntersuchung zu überprüfen sowie ein geeignetes Zugfahrzeug und einen Fahrer zu finden, der das Gespann fahren darf. Dann kann es losgehen.
Ganz gleich, wie das Boot schließlich ins neue Heimatrevier gelangt: Die ersten Schritte sind aufregend – und vielleicht noch etwas unbeholfen. Das ist normal. Aber wer zu Beginn genug Zeit einplant, um sich mit dem Boot vertraut zu machen, wird bald belohnt werden: mit den ersten Schlägen auf eigenem Kiel und dem schwer zu übertreffendem Glücksgefühl dabei!
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